Ein Kater namens Sidi Brahim

Schönheitsoperationen

«Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit.» Ich sage diesen Satz lieber jetzt, wo ich es noch darf. In Russland ist das schon nicht mehr möglich. Das Wort «Krieg» ist offiziell verboten worden, man darf es nicht mehr aussprechen, ansonsten wird man verhaftet. Bloss verhaftet, muss man sagen, weil zu befürchten steht, dass auch in Russland bald Spezialoperationsrecht herrscht und damit die Verhaftung künftig durch eine Spezialoperation ersetzt wird, Medwedew hat bereits als Alternative zur Verhaftung die Spezialoperation Todesstrafe vorgeschlagen. Aktuell kann man noch knapp sagen: «Das erste Opfer einer Spezialoperation ist die Wahrheit.», aber es kann gut sein, dass auch ein solcher Satz bald tödlich endet. Ich empfehle daher folgende politisch korrekte Formulierung: «Bei einer Spezialoperation werden Schönheitskorrekturen vorgenommen. In den Genuss solcher kommen zuerst die alternativen Fakten.» Erst danach kommt die Ukraine. Auch diese wird aktuell einer radikalen Schönheitskorrektur unterworfen. Dabei muss man schon berücksichtigen, dass Schönheitsoperationen schief gehen können. Trotz aller Bemühungen der Moskauer Chirurgen sieht Kiew aktuell aus wie die Linda Evangelista des Ostblocks.
Wie konnte das nur schiefgehen? Sind doch die Ziele des Kremls von moralisch hochstehender Natur. Zum einen gehört die Entmilitarisierung der Ukraine dazu. Diese wird konsequent mit den Entmilitarisierungsmitteln durchgeführt, die Russland während und nach der kalten Spezialoperation in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts gelernt hat: Die besten Alternativen zum Militär sind immer noch Panzer, Kampfflugzeuge und Raketen. Ich vermute, dass auch das zweite Ziel, nämlich die Entnazifizierung der ukrainischen Regierung, namentlich des Juden Selenski, von Putin mit demselben Denkansatz betrieben wird. Ich hoffe, Putin wendet dabei mindestens koschere SS-Methoden an. Militär und Nazismus sind zwei Begriffe, die man bald auch einmal ersetzen sollte, sie sind schon jetzt kaum mehr verständlich und in einer Friedensmission nicht angebracht. Die Nato hätte vielleicht gar nicht so nervös reagiert, wenn Putin bloss seine Rosenkavallerie entsendet hätte, um den verlorenen Sohn zu umarmen.

Ich glaube aber, ich habe die eigentlichen Beweggründe für die russische Spezial­operation begriffen. Putin ist nämlich nicht der Aggressor, als der er vom Westen dargestellt wird, sondern das Opfer. Warum wohl hat er sich in seinem Bunker verkrochen? Wenn man aussieht wie
irgendetwas zwischen vergreistem Baby und räudiger Labormaus, dann staut sich schnell etwas Frust an, den schwache und narzisstische Menschen mit haarigen Defiziten gerne mit Seitenscheitel, Macht und anderen Dummheiten kompensieren. Das beste Mittel dagegen ist daher eine - gelungene - Schönheitsoperation. Nur zu dumm, dass er ausschliesslich von stümperhaften Kurpfuschern aus russischen Akademien umgeben ist, daher schaut er sich nun im Westen um, wo er so viele tolle Beispiele von gelungenen Operationen gesehen hat (Berlusconi, Clooney, Trump)1. Das finde ich verständlich und eine solche Operation würde ich ihm von Herzen gönnen. Ich habe daher auf Facebook ein Konto eingerichtet und sammle Geld, in der Hoffnung, dass er nach der Operation wie eine Friedenstaube aussehen wird. Vielleicht reicht das Geld auch nicht so weit, sondern nur für eine Haarwuchstherapie. Damit ihm endlich mal ein ordentlicher Schnauzer wächst.
Jessica Catholica

1Deutschland (Scholz) und die Schweiz (Maurer, Berset) dürfen aktuell davon ausgehen, dass sie nicht die ersten Ziele der Westexpansion zwecks Haarwuchsexpertensuche sein werden.

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