Ein Kater namens Sidi Brahim

Bettenrosshaarkur

Gerade eben habe ich das à-la-minute-Plätzli in die Pfanne geworfen, als das Telefon klingelt. Nun sollte ich das Plätzli dringend wenden, habe aber keine Hand frei, weil mir ein sympathischer Herr Müller gerade eine Ledergarnitur in Hundekotbraun für sagen­hafte 9’999 Franken andrehen will. Ich werde dann nach zehn Minuten endlich das Hunde­kotleder wieder los, ohne einen Knebelvertrag abgeschlossen zu haben, habe dafür aber das Leder dann auf dem Teller statt unter dem Hintern. Wenn ich mir dann an dem Teil wieder mal einen Zahn ausgebrochen habe, weiss ich, dass mir spätestens zwei Minuten später jemand eine Zahnzusatzversicherung «Gold» mit automatischer Wertberichtigung und Zahnschmelzbestattungskostendeckung verkaufen will. Soweit mein lädiertes Mund­werk das zulässt, wimmle ich auch diesen Störenfried ab, nur um wenig später, zahnlos wie ich bin, mich nicht mehr wehren zu können und einen Vertrag für ein monatliches Degustierpaket für Babynahrung von Milupa abzuschliessen.

Man sollte eigentlich etwas offener sein für unerwartete kreative Anregungen, finde ich nach dieser Misserfolgsserie, und wimmle das nächste Telefon nicht gleich ab.

«Hier Pfannmatter von der Conforama Schlafkomfortabteilung, guten Tag Herr Matthäus, wir haben ein Super-Angebot für Sie. Sie dürfen die nächsten zwei Wochen gratis unsere qualitativ unschlagbaren …»

Das geht mir zu schnell: «Entschuldigen Sie, wer ist am Apparat?»

«Confuzius von der Pennäler Schlaf­abtei­lungs­komfort, äh Pfannmatter von der Conforama Schlafkomfortabteilung, guten Tag Herr Matthäus, wir haben ein Super-Angebot für Sie. Sie dürfen die nächsten zwei Wochen gratis unsere qualitativ unschlag­baren, perfekt ergonomischen, von führenden Schlafwissenschaftlern empfohlenen und unzerstörbaren Luftbetten …»

Ich warte. Er auch, er rechnet wohl wieder damit, unterbrochen zu werden. Wahrschein­lich hat er grad ein à-la-minute Plätzli in der Pfanne.

«… testen. Wir liefern sie frei Haus.»

«Gut. Am Freitagnachmittag bin ich zuhause.»
Das geht ihm nun zu schnell. «Das heisst, äh, Sie wollen tatsächlich unsere perfekt zer­stör­baren von schlafenden Wissenschaftsführern empfohlenen Schlagbetten, äh unsere quali­tativ unschlagbaren, perfekt ergonomischen, von führenden Schlafwissenschaftlern emp­foh­lenen und unzerstörbaren Luftbetten…»

Ich warte.

«… testen?»

«Ja» gähne ich. «also Freitagnachmittag um vierzehn Uhr.»

«Wunderbar! Dann liefern wir. Wie ist der Zugang zu Ihrem Haus? Treppe? Lift? wie breit ist die Tür zum Schlafzimmer?»

«Treppe. Aber im Schlafzimmer hat es leider nur Platz für zwei Betten, die gehen da nicht mehr rein.»

«Kein Problem. Wir legen unsere tollen Luftbetten einfach auf Ihre Betten drauf. Sind ganz leicht. Die Betten sind dann zwar etwas höher, aber Höhenluft soll ja dem tiefen Schlaf ebenfalls zuträglich sein, hahaha.»

«Geht leider nicht.»

«Warum nicht?»

«Nun ja, wir testen aktuell qualitativ unschlag­bare, perfekt ergonomische, von führenden Schlafwissenschaftlern empfohlene und unzerstörbaren Wasserbetten. Die liegen bereits auf unseren Hüsler-Betten und diese wiederum auf unseren alten Betten aus Grossmutterbestand mit den Rosshaar­matratzen. Da bleiben noch 95 cm bis zur Decke. Übrigens, haben Sie eine Ahnung, wie man Rosshaarmatratzen reinigen kann?»

«Nein, äh …»

«Im Zimmer unserer Tochter hätte es aber noch Platz und die alte Matratze hat, naja, sagen wir mal, Gebrauchsspuren. Wenn sie Ihre beiden übereinander darauflegen, bleiben bis zur Decke ebenfalls noch 95 cm. Meine Tochter ist allerdings gerade in einem etwas schwierigen Alter. Sie hat überall Piercings und bringt jeden Abend einen neuen Freund mit, der dann am Morgen aussieht, wie wenn er in einem Wespennest geschlafen hätte. Darum ist das Wasserbett ja auch bei uns drin. Aber sie sagen ja, Ihre Matratzen sind unzerstörbar? Dann macht das denen ja hoffentlich nichts aus. Oder heulen die auch so, wenn sie ein Loch kriegen, wie die von Ihrer Konkurrenz IKEA?»
«Nein. Ja. Nein, natürlich nicht. Aber eigentlich dachte ich, dass SIE die Matratzen testen wollten, nicht Ihre Tochter?»

«Also wenn Sie an einem echten, harten, ehrlichen und im Ergebnis für die Konkurrenz beschämenden Test interessiert sind, der sich auch im Kassensturz zeigen lässt, dann ist meine Versuchsanlage perfekt. Aber ich kann Sie ja verstehen. Sie haben wahrscheinlich keine Somnambulanz. Wir haben ansonsten auch auf unserem Balkon noch Platz, wir könnten sie neben dem Grill an das Geländer lehnen.»

«Nun ja, aber wie wollen Sie die Matratzen denn testen, wenn sie stehen, statt liegen?»

«Wir würden Sie einfach als Windschutz testen. Und auf ihre Regentauglichkeit.»

«Eigentlich meinte ich mehr, dass Sie testen, wie unsere qualitativ unschlagbaren Blablablabetten sich auf Ihre Schlafqualität auswirken. Da sollten Sie dann schon selber drin liegen.»

«Ach so. Na das geht leider nicht.»

«Warum nicht?»

«Wegen dem Übergewicht. Das wird viel zu teuer.»

«Übergewicht ist kein Problem. Sie können unsere Betten satter oder weniger satt aufpumpen, genauso, wie Sie es idealerweise brauchen. Das kostet auch nicht mehr. Luft ist ja gratis, hahaha.»

«Doch, das kostet 20 Franken pro Kilo. Ich habe soeben auf der Seite von Easyjet nachgeguckt. Plus Sonderzuschlag wegen dem sperrigen Format.»

«Was haben unsere Matratzen mit Easyjet zu tun?»

«Am Samstag fliegen wir für zwei Wochen nach Mallorca.»

Ich verstehe bis heute nicht, warum dieser Deal nicht zustande gekommen ist.

Schlafapnoe vera

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