Ein Kater namens Sidi Brahim

Winkelriedzüge

Wie kommt es, dass ein Land, Hort der humanitären Tradition, in welchem die Genfer Konvention geboren worden ist, und welches massgeblich die Ausgestaltung des Atom­waffenverbotsvertrages mitgeprägt hat und selbst keine Atomwaffen besitzt, nun ausgerechnet diesen Atomwaffenverbots­vertrag nicht unterzeichnen will? Was ist wohl der Grund für diesen abenteuerlichen Gesinnungswandel? Ist das Vertrauen der Regierung in unsere morschen Atom­kraftwerke doch nicht so gross und fürchtet sie bei deren Rückbau den Vertrag zu verletzen? Sollen die an Saudi-Arabien gelieferten Pilatus-Trainingsflugzeuge den Abwurf von Atombomben trainieren? Oder bastelt die Ruag unterdessen selbst an Atomwaffen im Offizierssackmesserformat herum?

Nun, es ist viel einfacher. Die Begründung der Landesregierung lautet offiziell, die Schweiz setze im Ernstfall auf die nukleare Abschreckung und wolle sich die Option nicht verbauen, sich auch von den Atomwaffen der Nato beschützen zu lassen. Inoffiziell lautet sie: Wir wollen unsere teure weisse Weste sauber halten und lassen die Drecksarbeit lieber die doofen Nachbarländer machen, das kommt billiger.

Warum aber ist das Vertrauen unserer Landesregierung in die Verteidigungsfähigkeit der eigenen Armee, die Moorgarten mit Keksen trockengelegt und Hitler glorreich an der Grenze aufgehalten hat1, die die

1Oder waren das die Juden?
Luftwaffe so heldenhaft gegen die hohen Berge anfliegen lässt und 1956 im siebzehnten eidgenössischen Tontauben­schiessen auf dem Uetliberg den zweiten Preis geholt hat, so erschüttert, dass die Kampfkraft von fremden Vögten beansprucht werden muss, um die Champagnervorräte im Reduit zu beschützen?

Nun ja, Tatsache ist leider, dass der Bestand der alten Kampfflugzeuge der Schweizer Armee im Kampf gegen die Alpen etwas gelitten hat und neue Kampfflugzeuge noch nicht in Sicht sind, weil die Offerten der Flugzeug-Hersteller aktuell noch nicht den hohen Anforderungen der Armee an das kalte und warme Buffet im Fünfsternearrangement für die Entscheidungsträger entsprechen. Leider ist auch die neue Bodenluftabwehr Bodluv am Boden geblieben beziehungsweise hat sich in Luft aufgelöst. Das Führungs­informationssystems Heer, fast eine Milliarde schwer, ist das wohl teuerste Netzwerk des russischen Geheimdienstes zur Beeinflussung amerikanischer Wahlen. Von der Armee soll es angeblich wegen seiner Sicherheitsmängel nur für Spesen­abrechnungen genutzt werden, dafür aber in diesem Bereich mit grossem Erfolg. Die uralten Mowag-Lastwagen werden aktuell zu einem Preis überholt, der deutlich über ihrem ursprünglichen Anschaffungspreis liegt, damit sie dereinst für die Kinder im Verkehrsmuseum Oldtimerfahrten machen können. Warum aber werden gleich über 2000 Stück davon in die Altmetallveredelung geschickt? Sollen die dereinst gegen Gripen eingetauscht werden? Und die Soldaten schliesslich ziehen es aktuell vor, Rollstühle statt Achtzehnpfünder rumzuschieben, während die Offiziere im Champagnerrausch unter den Kommando-Tischen von Hiroshima
träumen oder die dicke Bertha bumsen. Ein paar Soldaten, die noch bleiben, haben die guten alten Steine hervorgeholt und bewerfen sich gegenseitig damit wie wir dereinst im Pausenhof – sie sind die einzigen, die noch etwas wie Wehrhaftigkeit demonstrieren, wenn auch nicht ganz auf dem technolo­gischen Stand von Wilhelm Tell.

Es ist also nicht das Verdienst der GSoA (Gruppe Schweiz ohne Armee), die Schweizer Armee abgeschafft zu haben, es ist die Armee selbst bzw. die GAoS, die sich lustvoll und mit viel teurem und nutzlosem Spielzeug selbst von innen aufgelöst hat. Das kostet natürlich, was wiederum den Vorteil hat, dass der Feind gar nicht mehr so viel holen kann und hoffentlich deswegen gar nicht erst kommt. Falls doch, dann macht es wohl Sinn, sich nicht auf die einheimischen Stein- und Apfelschützen zu verlassen, sondern auf die Partner im Ausland, sogar wenn es unwahrscheinlich scheint, dass das im Ernstfall funktionieren würde. Der rote Knopf in Brüssel wäre sicher grad wieder mit irgendwelchen meterhohen Unterlagen von helvetischen Gegenvorschlägen zu Rahmenabkommen, Migrationspakten, Atomwaffenverbotsvertragspartnerschaften und anderen diplomatischen Ablenkungs­manövern zugemüllt, und keiner würde ihn finden.
Pinkelried

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