Ein Kater namens Sidi Brahim

Schweine im Weltall...

...hiess es früher in der Muppet Show. Für uns war schon damals klar, dass es Schweine nicht nur im Weltall, sondern eigentlich im Überall gibt. Und dass sie überall Probleme machen. Und dass man deswegen auch Zäune bauen muss. Das zeigt schon die enorme Medienpräsenz, welche Wildschwein­zäune allein in unserer Hauszeitung, dem «Bund», einnehmen: Kürzlich handelten in einer einzigen Woche ganze 846 Artikel von Wildschweinzäunen. Dabei wurden abenteuerliche thematische Verbindungen eingegangen, vom Ausstieg der USA aus dem Abrüstungsvertrag mit Russland bis zu den Sushipreisen in Zürich. Damit schlagen die Wildschweine bezüglich Medienpräsenz sogar Lady Gaga (567 Treffer) und Donald Trump (nur 1 Treffer), das sind halt nur brave Hausschweine.

Nun ja, aufgefallen war mir dieses omni­präsente Thema erst, als am 30.1.2019 in der Papierfassung des «Bund» in einem Artikel stand, dass zwischen Dänemark und Deutschland ein Zaun gebaut wird, der Wildschweine an der Grenzüberschreitung hindern soll. Im Zaun sollen offensichtlich Tore eingebaut werden, damit Menschen ihn passieren können - die Grenze ist ja wegen dem Schengenraum offen - jedoch nicht Wildschweine. Mal davon abgesehen, dass die
Idee vom Zaun eigentlich bei Trump geklaut ist, wofür er schon etwas mehr Medien­präsenz verdient hätte, stellen sich da doch einige Fragen: Der Grenzzaun an der mexikanischen Grenze hat einen klaren Zweck, er soll ja die Mexikaner vor den Amerikanern schützen (weswegen ihn eigentlich wirklich die Mexikaner zahlen sollten). Beim deutsch-dänischen Zaun hingegen wurde nicht klar, auf welcher Seite die Wildschweine zu sehen sind: Sehen die Deutschen die Dänen als Wildschweine an oder umgekehrt oder gar beides? Und sind Wildschweine im Gegensatz zu Menschen nicht vollwertige Schengenmitglieder? Wie sieht es mit Vögeln, Regenwürmern und Wiedergängern aus, dürfen die über die Grenze? Wie ist das mit dem Diskriminie­rungs­verbot vereinbar? Hilft der Zaun auch gegen Kulturen, die kein Schweinefleisch essen? Oder ist er etwa eine Folge der Strafzölle, welche die USA neuerdings bei Schwermetall-Importen erheben? Stellen Sie sich vor, ein deutscher Jäger erschiesst eine dänische Wildsau mit chinesischem Blei und schickt diese dann seinen Verwandten in Massachusetts. Die EU-Bananenverordnung füllt bereits 12 kleingedruckte Seiten, die «Durchführungsverordnung (EU) Nr. 5466/2025 der Kommission vom 31. März 2025 zur Festsetzung von Vermarktungs­normen für grenzüber­schreitendes und mit asiatischen Schwermetallapplikationen versehenes Wildschweinefleisch, von Bestimmungen zur Kontrolle der Einhaltung
dieser Vermarktungsnormen und von Anforderungen an Mitteilungen im Wild­schweine­fleischsektor» dürfte kaum kürzer ausfallen und den Bau eines neuen Verwal­tungs­baus der EU in Brüssel nach sich ziehen. Wahrscheinlich dürften sich spätestens dann Dänemarks Wildschweine den Ausstieg aus der EU überlegen. Und die erschossene Wildsau würde den Fall womöglich an den Europäischen Schweinegerichtshof weiter­ziehen, weil sie ja bis zur Klärung aller Fragen die EU-Grenzen nicht verlassen dürfte und die Strafzahlung wegen dem Gammel­fleischs­kandal nicht leisten will, zu der sie gemäss obiger Verordnung verknurrt wurde.

Nun, die Berichterstattung war einfach etwas verkürzt, wahrscheinlich weil die Wild­schweine ja noch in 845 anderen Artikeln Platz beanspruchten: Offensichtlich möchte Dänemark mit dem Zaun die heimische Wildschweinpopulation vor der Afrikanischen Schweinepest schützen, welche kurz davor ist, Deutschland zu erobern. Was wiederum die AfD nervös macht, dürften sie doch die ersten Betroffenen sein. Daher denkt die AfD-Leitung auch schon darüber nach, eine Mauer rund um die AfD-Zentrale in Berlin zu bauen.
Miss Piggy

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