Ein Kater namens Sidi Brahim

E-Mission

Beinahe wäre es dieses Wochenende in Bern zu einem Machtwechsel gekommen. Plötzlich brummten gepanzerte Gefährte durch Berns Gassen und umzingelten das friedliche Volk. Mauern und Zäune wurden errichtet, damit der Pöbel den neuen Machthabern nicht zu nahe kommen konnte. Am Samstagabend war die untere Altstadt und das gegenüber dem Bärengraben liegende Quartier bereits in fester Hand der Motorisierten Idioterie-Division E. Auch der Widerstand einiger beherzter Radfahrer nützte nichts, sie waren technologisch dem Feind hoffnungslos unterlegen. Wer in den besatzten Quartieren wohnte, musste ein Visum beantragen, wenn er sie verlassen und wieder betreten wollte. Der private und öffentliche Verkehr und die Versorgung brachen komplett zusammen. Das Fotografieren wurde verboten, wie weltweit überall, wo das Militär an der Macht ist, alle Bildrechte an den Bildern, die gar nicht geschossen werden durften, wurden
präventiv den Generalen übertragen, und den eigenen Balkon an fremde Spione zu vermieten wurde ebenfalls verboten – Kriegs­recht halt. Auch die Kriegsbericht­bestatter vom Blick waren dabei, während die SRG die Hauptstadt fluchtartig in Richtung Zürich verliess. Offenbar war sogar Bundesrat Maurer bereits übergelaufen, jedenfalls äusserte er mit glänzenden Äugchen: «togethe ahead» und schwärmte von der Bodenhaftung der Fahrzeuge, welche diejenige des Gripen bei weitem überträfe, dabei vergessend, dass er ja gar nicht mehr Leiter des VBS ist. Und Trump mischte sich natürlich auch ein: «How did they build those walls and fences so quickly?»

Nun haben die Invasoren aber nicht mit der Verschlagenheit der Berner gerechnet. Der rotgrüne Gemeinderat, der zur feindlichen Machtübernahme sein OK gegeben hatte, spielte ein Doppelspiel. Wohlwissend, dass Kredite für eine Neuausrüstung der Polizei, sei sie noch so CO2-neutral, im Stadtrat, der Reithalle und beim Volk keine Chance hätten, schickte er die berittene Stadtpolizei am
Samstagabend Richtung Bärengraben - und tatsächlich erwischten diese in der Tempo-50-Zone zahlreiche Gefährte, die mit 200 Sachen oder mehr unterwegs waren. Für die temposcheuen Berner natürlich ein absolutes No-Go. Die Führerscheine wurden sofort eingezogen und die Fahrzeuge beschlagnahmt, der Tatbestand des Raserdeliktes war klar erfüllt. Der Kommandant der Polizei zeigte sich hochbeglückt über die gelungene Mission: «Wir werden die konfiszierten Fahrzeuge als Streifenwagen verwenden. Eine solche Anschaffung wurde sowieso notwendig, da unsere Pferde hoffnungslos veraltet sind und noch nicht der Euro-5-Norm entsprechen. Praktisch ist zudem, dass man am Zigarettenanzünder den Teaser neu aufladen kann, und dass vorne bereits ein Abfallpflug montiert ist. Das löst gleich noch ein anderes Problem in unserer Stadt. Und: Keine Angst, den Turbo schalten wir nur ein, wenn wir nach Zürich fahren.»
Bern-E E-cclestone

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