Ein Kater namens Sidi Brahim

Der Flügelschlag einer Fledermaus…

…auf einem chinesischen Wildtiermarkt kann am anderen Ende der Welt, also in Bern, ungeahnte Wirkungen hervorrufen. Zum Beispiel bewirkt er, dass das Münster abbrennt, dass Mick Jagger im Wankdorf auftritt und dass Sidi Brahim zum Islam konvertiert. Letzteres befremdet vielleicht. Es hat mit der Maskenpflicht zu tun. Aber schön der Reihe nach, einfach rückwärts.

Sidi Brahim ist nicht nur der Name eines algerischen Dorfes, sondern auch eines gleichnamigen Weines und des auf ihn nachfolgenden Katers. Und Mohammed hat angeblich etwas gegen Alkohol, also passt der Islam auf den ersten Blick nicht so richtig zu Sidi Brahim. Es ist allerdings zu bedenken, dass in Algerien der Islam immer noch die vorherrschende Religion ist. Der Weinbau in einem kleinen algerischen Dorf konnte ihr bisher nichts anhaben. Umgekehrt auch nicht, obwohl die Reben nicht gepfropft sind. Eine mustergültige, friedliche Koexistenz von Imamen, Zuchthefen und Katern, die in Europa nicht denkbar ist. Dort sind unter­dessen alle Reben gepfropft, und bei der Kelterung sind nicht mehr Muezzine, sondern Enzyme zugegen. Ein grosser Teil der Bevöl­kerung sagt sich: Wenn der Islam den Wein verbieten will, dann verbieten wir halt den Islam. Stück für Stück, Schluck für Schluck, mit Volksinitiativen. Nach Annahme der Volksinitiative «Ja zum Verhüllungs­verbot» wurde zwar heftig gestritten, ob dieses Votum als emanzipatorisch zu werten sei1, ob es gegen die Basler Fasnacht2, Alain Berset oder Mohammed gerichtet war. Man munkelte sogar, dass die knappe Mehrheit gar nicht den SVP- sondern den FKK-Mitgliedern zu verdanken war. Da Epidemio- und Theologen

1Schliesslich ist es ungerecht, wenn nur die Männer Ei- und Zahnpastareste aus dem Bart waschen müssen, die Frauen aber einfach eine Tüte über den Kopf ziehen können, wenn sie gerade keine Lust dazu haben
2Auffälligerweise wurde die Initiative in Basel Stadt und im Lötschental am heftigsten verworfen
in einem gemeinsamen Forschungs­projekt zuvor aber herausgefunden hatten, dass Stoff vor dem Gesicht nicht nur gegen Corona, sondern auch gegen das Christentum schützt, war klar, dass vor allem die Muslime gemeint waren. So soll den Muslimen die Gesichts­verhüllung verboten werden, damit sie sich besser integrieren oder aussterben. Für Kater Sidi war das eine gute Gelegenheit zum Trittbrettfahren: Da er das ewige Masken­tragen schon lange überhat, ist er jetzt eben zum Islam konvertiert. Nach algerischem Modell, also ohne den Weinan- und -abbau aufzugeben. Er hat jetzt seine Vorliebe für unfiltrierte Weine entdeckt.

Gegen Corona hilft ja auch impfen. Unter­dessen sind schon viele alte Leute geimpft worden, und das BAG hat nun auch den Nachweis, dass der Impfschutz über den Tod hinaus wirkt. Das ist natürlich beruhigend und erlaubt darüber nachzudenken, die Schutz­mass­nahmen zu lockern für Leute, die immun sind, also eben Alte und Tote. Der Besuch von Kirchen, Kremierungen und Konzerten soll für diese Bevölkerungsgruppe wieder erlaubt werden. Da Michael Jackson aber noch nicht geimpft ist, hat er abgewinkt. Zum Glück hat jetzt Mick Jagger zugesagt zu einer gross angelegten Ü75-Europatournee, die im Wankdorf vorbeikommen wird. Auf der A1 Richtung Bern stauen sich schon jetzt die Rollatoren.

Wie die Rolling Stones kostet Corona eben­falls ziemlich viel, obwohl es eigentlich gar nicht Spass macht. Zum Beispiel mussten viele Beamte angestellt werden, welche die Corona-Notgelder für darbende Unternehmen verwalten müssen, bis diese endlich verteilt werden können. Daher sind jetzt die Finanzen der öffentlichen Hand ziemlich klamm. Die Stadt Bern führte deswegen wieder die Feuerwehrpflicht für alle Bürger ein. Damit wollte sie nicht einen flächendeckenden Mahlzeitendienst für die neuen Beamten sicherstellen, sondern sie rechnete damit, dass dann doch nicht alle in die Feuerwehr gehen würden und sie stattdessen eine Feuerwehrersatzabgabe als Zusatzsteuer erheben könnte, um die Finanzlage zu verbessern. Denn die Regenwassersteuer
konnte sie nicht mehr einführen, die gab es schon, ebenfalls die Hundesteuer, die als weitere Massnahme auch auf Kinder und Katzen ausgeweitet wurde. Dafür wurden die Hundehalter, die zusammen mit den Bären­auf­bindern eine grosse Lobby im Stadtrat besitzen, von der Hundesteuer befreit, sie müssen heute nur noch eine Hunde­steuer­ersatz­abgabe in gleicher Höhe leisten. Für Kinder und Katzen hingegen wird eine Hunde­ersatz­steuer­ersatz­abgabe fällig, weil der rotgrün geprägte Stadtrat aus sozialen Gründen eine Hunde­ersatz­steuer für diese abgelehnt hatte. Da der Stadtrat auch an den Klimawandel dachte, führte er zudem eine Sahara­staub­steuer ein, mit der die roten Sahara­staub­sauger finanziert wurden, die jetzt durch die Stadt kurven.

Das mit der Feuerwehrersatzabgabe ist dann aber etwas anders rausgekommen als geplant: Viel zu viele Berner, insbesondere ehemalige Wirte und Servierpersonal haben sich für die Feuerwehr angemeldet, und diese musste massiv Investitionen in Feuer­wehr­uniformen und Feuer­wehr­wagen tätigen. Zum Glück standen gerade zahlreiche Kneipen leer, die angemietet wurden und in denen das Löschen geübt werden konnte. Allerdings gab es ein weiteres strukturelles Problem: Es fehlten die Brände für so viele Feuer­wehr­leute, die sich langweilten und grölend in der Stadt herummarodierten. Es erstaunte daher niemanden, als das Münster brannte. Heija, das war viel besser als das zweimal wegen Corona abgesagte Stadtfest oder e Nacht lang Füürland vor 40 Jahren! Das Freibier und die Cervelats wurden übrigens durch die Feuersteuer finanziert. Nur die Muslime fehlten an diesem Anlass. Zu viel Alkohol und Schweinefleisch, zu viel Christen und Corona.
Michael Jackpot

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