Ein Kater namens Sidi Brahim

James Bond trägt Alpha Seamaster

Meine Schutzmaske ist eine treue, langjährige Begleiterin und hat unterdessen stone-washed Optik und die ersten Löcher. Shabby Chic ist zwar sehr modisch. Ich fürchte jedoch, dass sie ungefähr die Schutzwirkung einer FA-18 der Schweizer Armee oder einer Vorzimmerdame in der Credit Suisse Chef­etage hat, also vor allem hübsch aussieht, die wahren Bedrohungen aber nicht wirklich abhält. Da nun kurz vor Weihnachten nicht das Christkind, UPS oder der Betreibungs­beamte, sondern Omikron vor der Tür steht, habe ich sie bei Zalando gegen eine neue eingetauscht. Mit Kühen und Sennen drauf. Die Kühe tragen übrigens grosse Glocken, davon erhoffe ich mir eine grössere Schutz­wir­kung und ein gewisses Gefühl von Freiheit.

Omikron? Corona gibt es eigentlich gar nicht mehr, sondern nur noch Varianten, die immer anders heissen. Ich persönlich bevorzuge ehrlich gesagt Toblerone, die heisst immer gleich, auch nach einer geänderten Rezeptur. Bei Corona ist es aber so, dass man gerne nach der Rezeptur unterscheidet. Ein Delta-Flieger möchte ja nicht mit einem Alpha-Tier in den gleichen Topf geworfen werden. Es war einmal beschlossen worden, dass die Corona-Varianten dem griechischen Alphabet entlang benannt werden sollten, da die früheren Bezeichnungen nach den Ländern, in denen der Ausbruch zuerst festgestellt wurde, diskriminierend sei. Die Spanier leiden noch heute unter der Spanischen Grippe. Da die letzte allgemein bekannte Variante Delta heisst, warteten alle gespannt auf Epsilon. Jetzt heisst die neuste Variante aber Omikron!

Was wurde da der Öffentlichkeit verheimlicht? Was ist mit Epsilon bis Xi? Wo haben die gesteckt, und wir haben nicht ein Iota davon mitgekriegt? Darf man der Weltregierung wieder mal kein Mü mehr trauen?

Wer sich sorgfältig im Internet umschaut, weiss es: Spät im Jahr 2020 wüteten nicht nur Viren, sondern auch ausserordentlich
viele Hurrikane, von den man leider nur einen Teil leugnen konnte. Daher gingen irgendwann einmal die Namen für die Stürme aus und man verwendete in der Folge die Buchstaben des griechischen Alphabets. Der Hurrikan Epsilon war zeitgleich mit der entsprechenden Corona-Variante unterwegs, letztere wurde daher gar nicht richtig wahrgenommen oder weggefaked. Man wunderte sich bloss ein wenig, warum es wegen Epsilon so viele Spitaleinweisungen gegeben hatte, tobte der Sturm doch auf offener See. Eta, Zeta und Theta hat man nicht richtig mitgekriegt, da man sie versehentlich für eine hippe Girl-Group hielt. Iota und My wurden von Impfgegnern mit Erfolg verharmlost. Kappa hat rechtzeitig eine Markenrechtklage eingereicht. Ny ist der dreizehnte Buchstabe im Alphabet und wäre damit viel zu ansteckend gewesen, daher wurde diese Variante einfach verboten. Xi wütete in China wie kein anderer zuvor. Das sollte aber keinesfalls nach aussen dringen. Daher hat der chinesische Präsident mit Exportzöllen auf Laborprodukten gedroht, wenn eine Virusvariante so benannt würde. Und die G7 hat mitgespielt, da die Übermacht der Chinesen im griechischen Alphabet seit der Einführung des Buchstabens Wuhan eh bedenklich schien, und 3G eingeführt. Und Lambda? Wer hat von Lambda gehört? Niemand. Das Schweigen des Lambdas!

Und es steht zu befürchten, dass das Gerangel um die Namen der Virenvarianten weitergeht. Da in den internationalen Task-Forces auch Mathematiker sitzen, ist Pi eh schon gestorben. Pech ist wirklich, wenn ein weltbekanntes Produkt plötzlich ansteckend heisst. Mit Delta wollte keiner mehr fliegen, war viel zu ansteckend. Und ein bestimmtes Bier hatte eine Zeitlang ebenfalls Absatz­probleme. Jetzt allerdings nicht mehr, da die Feldschlösschen- und Valaisanne-Kundschaft unterdessen an Blasenentzündungen leidet und Alternativen zum Nach-Hause-Nehmen braucht. Jeder sein eigener Corona-Wirt! Die Schweizer Uhrenmarke Omega denkt jedoch voraus und arbeitet derweilen hektisch an einem neuen Marketing, da sie fürchtet, dass bald niemand mehr Omega tragen will. Laut Omega-Pressesprecher sei es eh nicht
optimal, als führender Hersteller von Luxusuhren einen Namen zu tragen, der das Schlusslicht im griechischen Alphabet darstelle. Der neue Name Alpha trage den Ansprüchen der Marke besser Rechnung und habe epidemiologische Vorteile, da er als Virenvariantenname passé ist und für neue Virenvarianten wohl neue Alphabete durchbuchstabiert würden. Ich denke auch, dass nach dem weltweiten Black Friday der Bedarf an neuen Virennamen exponentiell steigen dürfte. Tatsächlich bietet das chinesische Alphabet da mehr Planungssicherheit.

Die Strategie, dem Schrecken einen Namen zu geben, um ihm besser in die Augen schauen zu können, wird aber nicht nur bei Viren und im Badezimmer herum­marodie­renden Staubkatzen praktiziert. Auch bei Stürmen macht man das schon lange. Diese tragen in der Regel Männer- und Frauen­namen des fortlaufenden Alphabets, solange dieses eben nicht ausgeht. Mit kleinen Ausnahmen: In Amerika hiess eine Zeitlang aufgrund eines präsidialen Erlasses jede Windhose Donald, und der war besonders stolz darauf. Anders geht man damit in Europa um. Dass einer der grössten Stürmer Europas Lothar hiess, war eine späte Rache der Azzurri. Die Umkehrrache der Deutschen mit Benito setzte sich nicht durch, da im Alphabet bereits vorbei. Böse Stimmen munkeln, dass viel Geld geflossen ist, damit kein Sturm Roger heisst. Und Jörg hiess bisher auch keiner, hier dürfte aber mehr Vitamin B geholfen haben. Die Leidtragenden sind wie immer das kleine Volk, das sich nicht wehren kann. Walter zum Beispiel. Oder unsere Tochter, die hat es böse getroffen. In ihrem Zimmer sieht man noch heute die verheerenden Folgen von Sturm Eva.
Ypsilon


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