Ein Kater namens Sidi Brahim

Fäkaltelefonate und Hildebrandreden

Eigentlich tragisch, dass er ausgerechnet auf seinem Höhepunkt gehen musste! Die Rede ist - nein, nicht von Hildebrand, sondern von Berlusconi. Denn so luzide wie kurz vor seinem definitiven Ende war der bestimmt seine ganze Amtszeit nicht: Er bezeichnete in einem abgehörten Telefonat Italien als "Scheissland". Damit hat er zweifelsfrei recht: "Scheiss drauf" war seine typische Reaktion auf Justiz, Moral und politische Spielregeln. So hat der Bunga-Bunga-Minister kraft seines Amts die Wirtschaft, Demokratie, Justiz, das Ansehen im Ausland und die Moral mit seinen Exkrementen besudelt und damit den Nährboden geschaffen, der ihm eine mehrfache Wiederwahl ermöglichte.

Nun, auch ein Scheissland hat irgendwann mal die Scheissschnauze gestrichen voll und schickt seinen Scheissministerpräsidenten in die Scheisswüste. Schade, dass dies erst kurz vor dem Staatsbankrott geschah.

Verrückt: Da drucken die Länder alle wie wild Geld, und trotzdem geht es ihnen aus. Ist auch nicht erstaunlich, mussten sie erst vor kurzem teure, marode und leider zu grosse Banken zuhauf aufkaufen und
entweder verstaatlichen oder, häufiger, mit frischem Geld aufgefüttert wieder in die freie Wildbahn entlassen, wo sie sofort wieder Unfug machten. Jetzt wäre eigentlich Gegenrecht angesagt: dass die Banken die Aktienmehrheit der durch Bankenrettungen verschuldeten Länder übernehmen und diese sanieren. Sind denn Griechenland, Spanien, Italien, neuerdings Frankreich und die USA nicht "to big to fail"? Die Banken können aber nicht - sie haben ihre staatliche Frischnotenkur dazu genutzt, strukturelle Probleme zu beseitigen: nämlich endlich die Eigenkapitalquoten ihrer Manager zu erhöhen. Da bleibt sicher kein Geld übrig, um sich an Staatsrettungen zu beteiligen.

Und auch keines mehr für Zinsen. Vor fünfzig Jahren konnten wir endlich Grosi dazu überreden, die sauer ersparten Nötchen aus der Matratze zu holen und auf die Bank zu bringen, weil sie dort sicherer waren und erst noch Gewinn abwarfen. Heute sehen wir uns veranlasst, den umgekehrten Weg einzuschlagen und die Noten wieder zurück in die sichere Matratze zu bringen, solange die Bank noch steht. Besser noch: diesen von Negativzinsen und Spesen komplett zerfressen Restnoten­bestand, der zudem durch die wundersam-undurchsichtigen Geldvermehrungs­spielchen der Investmentbanker oder besser Croupiers schon stark entwertet
ist, direkt in Naturalien umwandeln, zum Beispiel in Erbsen, und diese in die Matratze stecken. Darauf schläft es sich garantiert gut - und in der Not hat man wenigstens noch was zu beissen. Aber vielleicht haben Sie diese Sorgen ja gar nicht, weil Sie sich bereits zuvor in einer Bank ihres Vertrauens über Anlagemöglichkeiten beraten liessen? Dann ist nichts mit Erbsen zählen, aber sie haben wenigstens gediegenes Klopapier mit "Lehman"-Aufdruck und können nach Herzenslust Fäkaliens Alt-Minister­präsiden­ten nacheifern.

Dass einer diesen Geldvermehrungs- und vernichtungsirrsinn stoppen könnte, diese Hoffnung dürfte wohl gestorben sein. Denn auch er musste gehen, einer der wenigen echten Vertreter der hauptsächlichen Interessen unseres Landes. Die Rede ist - nein, nicht von Blocher, sondern von Hildebrand. Der hatte wenigstens so viel Stil, dass er beim ersten Flecken auf seiner weissen Weste den Rückzug angetreten ist und nicht die ganze Organisation, die er vertritt, mit Lügen und Ranküren in den S...dreck gezogen hat wie Berlusconi. Hoffen wir doch, dass wenigstens Blocher noch ein wenig bleibt!
Der mit den Wulffen heult

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