Ein Kater namens Sidi Brahim

Gotthelfs Rache

"Im Hause muss beginnen, was leuchten soll im Vaterland": Neben Zottel muss auch Gotthelf immer wieder den Kopf herhalten als Maskottchen der SVP, wenn deren Übervater den Idealschweizer heraufbeschwört. Gefragt wurde Gotthelf mitnichten, genauso wenig wie Zottel. Geissbock Zottel revanchiert sich mit Bölleli für die angetane Ehre, geht auch mal in den Ausgang, um dann als schwarzes Schaf wieder heimzukehren, spielt aber ansonsten seine Rolle als Sündenbock brav mit. Gotthelfs Rache ist subtiler: Er macht seinen Sinnspruch einfach wahr - und kehrt ihn um von oben nach unten. Im Herbst hatte die Vaterlandspartei ja schon etwas Mühe mit dem Leuchten im Vaterland: Mit der Kandidatur von Bruno Zuppiger als Bundesrat stellte sie erstmals sehr gekonnt ihr Licht unter den Scheffel und ihren Wunschkandidaten gründlich ins Off. Den Hansjörg Walther liess sie gleich noch folgen. Die Sauberlehrlinge waren ja auch erst im allerletzten Moment aus dem Hut gezogen und somit so gründlich evaluiert worden wie etwa die neuen Fliegerchen, die zwar untauglich*, aber doch die besten sind

*Als untauglich wurde das evaluierte Modell beurteilt - das zu beschaffende existierte eben noch nicht, ist aber natürlich viel besser. Das ist etwa so, wie wenn man einen Tata Nano
weil billig. Aktion! Geh’ma Flieger kaufen im Aldi. So billig, dass man die Bildung zusammenstreichen muss, aber für die haben die ja eh keine Verwendung da oben im Bundeshaus. Wobei ein bisschen Staatskunde täte den Fliegenkäufern zwar ganz gut: Demokratie hiesse ja eigentlich Volksherrschaft, etwas was sich speziell ebendiese Volkspartei auf den Zauberhut geschrieben hat, aus dem so seltsames Getier hüpft. Aber eben ausgerechnet die Fliegen sollen am Volkswillen vorbeigeflogen werden, das Volk soll sie einfach wollen und zahlen und schön tumb bleiben ohne Bildung bitteschön. DAS ist Volkswillen! Man könnte statt dem teuren und nutzlosen Surrogat auch jedem dieser Luftwaffenvolkshelden einen Porsche spendieren, damit er sein Adrenalin an die Wand fährt - das käme immer noch billiger. Leuchten im Vaterland!

Die Leuchtenbeschaffung scheint aber nicht nur auf höchster politischer Ebene schwierig zu sein, sondern auch weiter unten, zum Beispiel bei den Gemeinderatswahlen in Bern. Wer immer gekonnt unter die Gürtellinie zielt, dessen Niveau sinkt halt irgendwann so weit, dass sein Horizont bald unter dem Zottelschwanz von anderen Pelzträgern endet und er sein Parteiprogramm nach Art der Haruspicen gastro-speleologisch definiert. Da nützt es

probefährt, wenn man einen Lamborghini kaufen will.
auch nichts mehr, wenn man den Hartgürtellinern Fuchs und Hess gute Nacht sagt und sich nach softeren pelzlosen Alternativen umschaut: Reihenweise schauen die an sich herunter, stellen fest, dass ihnen der schützende Pelz fehlt und sie dann doch lieber weiterhin mit Hosen aber ohne Gemeinderatsamt bekleidet weniger hohe Tiere füttern oder so. So verläuft die Kandidatensuche erfolglos - so erfolglos, dass man sogar Personen nominiert, ohne sie zuvor zu fragen, und damit deren spontanen Rücktritt aus der Partei provoziert. Was wiederum konsequent das Problem an der Wurzel packt, denn wo kein Wähler ist, ist auch kein Gewählter. Aber nicht aufgeben: Es gibt ja noch andere Pelzträger, die sich eignen würden: Habt ihr den Wulff schon gefragt? Der wäre gerade frei.

"In der Hose muss beginnen, was stinken soll im Vaterland". Vielleicht sollte doch einfach Zottel kandidieren? Er stinkt vom Kopf her, trägt Pelz, war auch schon einmal ein schwarzes Schaf und ist ungebildet und gehörnt. Damit ist er wahrscheinlich der einzige SVPler mit geeignetem Profil und echten Wahlchancen. Nur fliegen kann er nicht.
Wenn Fliegen hinter Fliegen fliegen, fliegen Fliegen Fliegen nach

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