Ein Kater namens Sidi Brahim

Schnee von gestern

"Ich weiss halt auch nicht, wer mir gestern Schnee in den kalten Kaffee gerührt hat." Wahrscheinlich zu viel Waschmittel inhaliert hat unser Tennisliebling Martina während ihren Werbespots für Haushaltgeräte aller Art. Jetzt wurde sie jedenfalls für Werbe­spots von Waschmaschinen und das Tennis­spielen für zwei Jahre gesperrt. Mir waren diese strahlendweissen Zähne, die sie dominahaft auf so einem Möbel sitzend jeweils gezeigt hat, ja schon immer etwas suspekt. Das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen. Ausserdem passt eine solche Pose eher zu einer Sitzgelegenheit auf der Kühlerhaube von einem Lamborghi­ni, Jaguar oder Ferrari, aber doch nicht auf einer Zug, Miele oder Bauknecht. Da muss­ten schon Halluzinogene mit im Spiel gewesen sein. Ohne das ist ein Steamer noch kein heisser Ofen. Aber mit ein, zwei Linien Waschmittel vor dem Fotoshooting hältst du auch eine Einfrankenfünfundneun­zigzitronenpresse der Energiesparklasse A++ aus dem Lidl für eine Harley Davidson
mit Libidoverdampfer. Dumm nur, dass jetzt, wo Martina endlich tatsächlich Zeit zum Kochen und Waschen hätte, Zug ihr all diese schönen neuen Sitzgelegenheiten wieder wegnimmt. Bin gespannt, wer als nächster drauf sitzen wird. Roger wohl kaum, der treibts gerade mit einer Versicherung (safer sex).

Ähnlich ergangen ist es den Fahrern der Tour de Trance, die nach dem Pinkeln ins Glas gleich reihenweise gemerkt haben, dass sie gar nicht auf einer frisierten Kawasaki gesessen haben, sondern lediglich auf dem eigenen wunden Arsch, an dem zwei Epo-getriebene ekstatisch zuckende Gliedmassen hingen, welche die notwendige kinetische Energie zur Erklim­mung der Berge erzeugten. Spritzensportler eben. Eigenblut- und Fremdhirndoping. Die müssen sich jetzt auch nach neuen Berufen umschauen. Bei den steigenden Ölpreisen und der grösser werdenden Nachfrage nach Alternativenergie sollte es jedoch kein grossen Problem darstellen, bei einem Radkraftwerk Unterkommen zu finden. Besonders fantasievolle Schönredner sind auch im Management und in der Politik sehr gesucht. Jan Ullrich soll vom weissen Haus

ein Angebot erhalten haben, die Irak-Berichterstattung zu übernehmen und Richard Virenque ist Immobilienmakler in Nordamerika geworden.

Da hält es der Schreiberling doch eher mit den legalen Drogen und Aufputschmitteln während dem Griff zur Feder. Lieber Côtes-du-Rhône statt Kokain, Epesses statt Epo und Sauvignon statt Testosteron. Und lieber Riesling statt Glycerin. Ja, auch im Wein­sport wird gelegentlich gedopt. Aber wir haben das ja nicht nötig. Wir müssen ja nicht gleich in Wimbledon auftreten oder im Maillot jaune. Auch nicht an der Frankfurter Buchmesse oder an der Expovina. Wir bleiben lieber bei der RGR. Da können wir saufen und schreiben, was wir wollen. Und sitzen, worauf wir wollen.
Schneewittchen

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P.S. Im aktuellen NZZ-Folio stützt sich Roger auf eine Jura-Kaffeemaschine, scheinbar etwas erschöpft. Es ist also doch nur noch eine Frage der Zeit, bis er auf einer Waschmaschine sitzt...