Ein Kater namens Sidi Brahim

Wirrsache und Gurkung und der Münsterkäse

Viele Leute haben ja etwas Schwierigkeiten, zwischen Korrelation einerseits sowie Ursache und Wirkung andererseits zu unterscheiden. Sie hören im Autoradio, dass in der Stadt mehr Velofahrer unterwegs sind als auf dem Land und gleichzeitig die Schad­stoff­belastung höher ist. Aha, denken sie, es sind also die Velofahrer, die den Schadstoff produzieren! Dabei liegen sie aber falsch! Komplett falsch! Richtig ist vielmehr, dass die hohe Schadstoff­belastung ein idealer Nährboden für die Vermehrung der Velofahrer bildet. Das habe ich mal sehr schön bei Smog in Mailand beobachtet: Die Autofahrer vertrugen diese Luft überhaupt nicht, es waren nur noch halb so viele von ihnen unterwegs wie sonst (nur ungerade Nummern und ziemlich käsig im Gesicht trotz hochgekurbelten Fenstern), während es von Velofahrern zu wimmeln begann, wie von Maden in einem reifen Münsterkäse. Ich hatte in jungen Jahren übrigens mal einen von diesen scharfen, mund­höhlen­gereiften Käsen aus dem Urlaub in meine WG heimgebracht und musste den auf dem Balkon statt im Kühl­schrank aufbewahren, da er so stank, mehr noch als die Socken meines Zimmer­nach­barn, die dieser jeweils gangseitig zu lüften pflegte, weil er ungern wusch. Aber das ist ja allgemein bekannt, dass auch Kuhmilch- oder Zehen-Käse zur Luftver­schmutzung beitragen können. Nach drei Tagen wimmelte der Münsterkäse übrigens von velofahrenden und sockentragenden Maden mit Migrations­hintergrund, die Socken jedoch nicht. Womit empirisch bewiesen ist, dass Wolle nicht aus Schafmilch hergestellt wird und Wandern eine unproduktive Tätigkeit ist. Oder hat schon jemand einmal eine SAC-Hütte aus Münsterkäse gesehen? Nur aus Lebkuchen gibt’s die.
Überhaupt neigen Mobilitätsstatistiken dazu, falsch interpretiert zu werden. Viele Leute haben die irrige Meinung, dass die Mobilität der Leute zunehme. Dabei geht der Trend eindeutig in die andere Richtung: Die Anzahl Personen, die in der Schweiz durchschnittlich in einem Auto sitzen, das im Berufsverkehr unterwegs ist, nimmt ab. Sie beträgt zurzeit nur noch 1.12 Personen. Und zwar 1.0 Personen auf dem Fahrersitz und 0.1 Personen auf dem Beifahrersitz. Auf den beiden Rücksitzen sitzt also nur noch je etwa eine Hundertstel Person, aber es ist unglaublich, wie viele Kekse, Krümel und Kotze die hinterlassen. Meistens stehen diese Autos zudem noch im Stau. Von steigender Mobilität kann also keine Rede sein, eher von einem auf Rädern stehenden Immobilienbesitz. Der technische Fortschritt senkt die Mobilität zusätzlich: Mit den selbstfahrenden Autos der Zukunft wird der durchschnittliche Besetzungsgrad der Autos im Berufsverkehr weiter sinken, wahrscheinlich bald unter 1, dann gegen 0. Selbstfahrende Autos kann man ja getrost alleine in den Stau Gassi oder zum Melken1 schicken, oder zum Bierholen, während man zuhause vor dem Fernseher sitzt und das Bier trinkt. Auch das Problem mit den Keksen, Krümeln und Kotzen wird bei einem Besetzungsgrad von 0 übrigens hinfällig. Aber nur im Auto, nicht vor dem Fernseher. Die Entwicklung geht also eindeutig in Richtung einer sinkenden und sauberen Mobilität. Wenn nicht die Velofahrer wären: Die werden in Zukunft sogar mobiler sein als Autofahrer, da der Besetzungsgrad eines Fahrrads seit mehr als hundert Jahren hartnäckig bei durchschnittlich knapp über 1 verharrt. Lässt das also trotz sinkender Automobilität für die Schadstoffbelastung Übles erwarten? Nein, solange die Velofahrer ihre Schuhe anbehalten, nicht.

1S. Milchkuhinitiative. Mit der Milch kann man übrigens auch ziemlichen Käse machen. Z.B. Milchstrassen teeren.
Ein ernsthaftes Problem für die Luftverschmutzung ist jedoch die Mobilität der Kriminellen. Kriminelle sind ja dauernd auf der Flucht. Daher kommen sie auch immer aus dem Ausland und bringen von da ihr stinkendes Geld mit. Fersengeld halt. Also die Münzen stinken. Die grossen Noten schon weniger und eigentlich gar nicht die Finanztransaktionen, weil die ja häufig auch ganz ohne Ausländer ins Land kommen und sich dann in Immobilien verstecken. Da sind also weder der Gestank noch die Mobilität ein Problem. Pecunia non olet. Der ehemalige SVP-Präsident Brunner zeigte sich ja öffentlich sehr überzeugt, dass der Vierfachmörder vom Aargau ein Ausländer sein müsse, da er eines seiner Opfer gezwungen hatte, Euro abzuheben. Stellen Sie sich mal vor: Euro! Aus der bösen EU! Und das in der Schweiz! Leider hat der Täter sich dann doch als waschechter Käse-und-Sackmesser-Schweizer rausgestellt. Hoffentlich wusste er trotzdem mit den Euro etwas anzufangen. Wahrscheinlich ist er mit denen zu einer Schweizer Bank gegangen und hat gesagt: "Ich habe durch einen komischen Zufall diese komischen, stinkenden und etwas blutbefleckten Banknoten gekriegt. Können Sie mir die in saubere, harte Schweizer Franken wechseln? Mein Name ist übrigens Hase." Die Antwort dürfte gelautet haben: "Selbstverständlich können wir das, Herr Hase. Zwar verbietet das Geldwäscherei­gesetz uns, das Geld zu waschen, aber wir geben es in die chemische Reinigung und lassen es anschliessend in einem Briefkasten in Panama auslüften, damit es nicht so stinkt wie Münsterkäse." Münsterkäse kommt übrigens auch aus dem Ausland. Ziegen jedoch nicht immer. Und die stinken auch.
Made Max

>bilder
>home >archiv